Einfach nur lesen und sacken lassen ...

Gerade wieder wurde ich mit dieser unsäglichen Geschichte vom Kreuzfahrtschiff, das viel komfortabler und preiswerter sei als ein Pflegeheim, konfrontiert. Diesmal langte es mir.

Das ist meine Antwort:
Ich kenne den Text und muss sagen, dass er einen Nerv bei mir trifft, der gleichzeitig Blutdruck, Magensäureproduktion und Aggressionszentrum hochfährt. 

Auf dem Kreuzfahrtschiff dürfte kaum jemand sein, der die Passagiere wäscht, anzieht, ihnen den Hintern wischt, den Kot aus dem Darm räumt, ihr Erbrochenes wegwischt, sich beißen, kratzen, schlagen, anspucken, befummeln lässt, der auch dann noch freundlich und gelassen bleibt, wenn die ganze Nacht mehrere Leute durch die Flure und Zimmer laufen, laut nach ihrer Mama rufen und andere am Schlafen hindern, die ihre Wut darüber wiederum am Personal auslassen. Die lächeln und selbstverständlich keinerlei Zeichen von Ekel erkennen lassen, wenn der Kunde gerade seinen eigenen Kot verspeist und seine Zahnprothesen damit bombenfest zementiert hat. Die aus nichts mitten in der Nacht eine warme Mahlzeit zaubern, weil der Kunde um zwei Uhr früh der Meinung ist, er komme gerade aus der Schule und müsse jetzt Mittag essen. Die mit fundiertem medizinischen und psychologischen Wissen in Sekundenbruchteilen entscheiden können, ob das verzogene Gesicht auf eine lebensbedrohliche Ursache zurückgeht oder derjenige nur die zweite Trotzphase durchlebt. Der Seelentröster, Freund, Mama, Oma, Tochter, Prügelknabe ist, manchmal auch alles zugleich, und sich dafür noch lächelnd bedankt, dafür trotz fundierter Aus- und Fortbildung weniger als 2000 Euro brutto mitnimmt und selbst einmal, bedingt durch Altersarmut, im Mehrbettzimmer enden wird, wo ihm dann drei andere beim Verrichten seiner Notdurft zusehen. 
Alle jammern über die Pflegekosten, über die geldgierigen Pflegekräfte, die allerdings oft genug unbezahlte Überstunden leisten, da das System sonst schon lange zusammengebrochen wäre. Diesen Job allerdings selbst auszuüben, lehnen die meisten als Zumutung ab, selbst bei den eigenen Angehörigen. Die bringen sie dann ins Heim, wo sie ihr schlechtes Gewissen dadurch kompensieren, dass sie unerfüllbare Forderungen an die Pflegekräfte stellen und ihnen täglich in äußerst borniertem Ton erklären, wie diese ihren Beruf auszuüben haben.

Urheber Text © Sanna Templer • Pflege Aktivisten / Veränderungen in allen Sozialen Bereichen