Dement ...

Liebes Pflegepersonal ,

irgendwann wurde ein Test mit mir durchgeführt, er heißt MMST (Mini Mental Status Test). Ich hatte nur ganz wenige Punkte und nun teilte man mir mit ich sei an Demenz erkrankt. Ich glaube früher nannte man das tüddelig und heute ist man eben gleich dement. Ich wurde dann vermutlich tatsächlich irgendwann also richtig dement, nur daran kann ich mich irgendwie nicht mehr erinnern. 

Irgendwie bin ich manchmal sauer auf euch, denn wenn ihr morgens in mein Zimmer kommt und ich euch sage das ich mich schon gewaschen habe dann glaubt ihr mir das nicht und das macht mich auch traurig. Ich habe ganz andere Zeiten als ihr heutzutage erlebt, lasst mir doch den Glauben ich hätte mich anständig versorgt. Aber nein, da kommt doch jemand und nimmt mich nochmal mit ins Badezimmer. 

Nun werde ich aber wütend und drohe Schläge an, doch das interessiert wohl nicht. Und genau deswegen hole ich jetzt aus. Ab jetzt bin ich der aggressive demente Patient, also noch eine Steigerung des ganzen Übels. Dabei hatte ich doch gewarnt, aber ihr habt meine Intimsphäre nicht bewahrt, wie unverschämt von euch!! Ihr könnt mich nicht verstehen und manchmal verstehe ich nicht warum das so ist. Wenn ich könnte würde ich euch mehr verstehen wollen, doch wenn ihr mir sagt das ihr weiter müsst habe ich es meistens wieder sofort vergessen und nun rufe ich wieder "Hallo, Hallo, helft mir doch."

Irgendwie sind viele einfach nur genervt von mir. Doch manche haben auch verstanden wie ich mich wohl fühlen muss, zu mindestens ein bisschen, sie holen sich zu mir ins Stationszimmer, beschäftigen sich mit mir wenn es passt, reden mit mir, sehen mich als ganzes. Schauen was ich früher einmal gewesen bin, was mir Spaß gemacht hat, dann fühle ich mich meistens wohl. Glaubt mir, wenn ich könnte ich würde mich oft anders verhalten aber ich kann nicht, aber ihr habt noch alle Fähigkeiten seid kognitiv nicht eingeschränkt, also zeigt Verständnis für mich. 

Dankeschön

So könnte ein Brief eines Dementen ausehen, wenn er in der Lage wäre, sich zu artikulieren ... 

Quelle Internet • Verfasser © Christine Uffmann